Ein attraktiver Ort mit vielfältigem Angebot
Der Gemeinderat möchte das Ortszentrum stärken. Hier finden sich die meisten Einkaufs- und Versorgungsangebote. Heute kämpft das Zentrum mit Problemen: Der Verkehr beeinträchtigt die Aufenthaltsqualität, das Ladenangebot ist in den letzten Jahren deutlich kleiner geworden.
Das Zentrum soll künftig zum Aufenthalt und zum Einkaufen einladen («Wohnzimmer von Spiez»), attraktiv sein für den Tourismus und gute Verbindungen für den Fuss- und Veloverkehr aufweisen. Wie lässt sich das erreichen?
Im Rahmen einer Testplanung wurden 2019/2020 Grobabklärungen zu möglichen Verbesserungen der Verkehrssituation durchgeführt. Folgende Möglichkeiten sind denkbar: eine neue Fussverbindung zwischen Bahnhof und Kronenplatz (voraussichtlich mit Lift); die Belebung des Dorfkerns (Flaniermeile, Einkaufsachse) mittels gezielter Lenkung von Besuchenden in die gewünschten Zentrumsbereiche; neue unterirdische Parkierungsmöglichkeiten.
Um die Aufenthaltsqualität zu verbessern und eine vielfältige Nutzung sicherzustellen, muss die Gesamtzahl der Parkierungsmöglichkeiten auf den verschiedenen Plätzen überprüft werden. Ebenso ist ein neues Temporegime (Tempo 30) abzuklären. Unbestritten ist, dass das Zentrum für den motorisierten Individualverkehr zugänglich bleiben muss und es für Zulieferer und Gewebetreibende genügend Haltemöglichkeiten braucht.
Die Anzahl öffentlicher Parkplätze im Zentrum soll – im Einklang mit der Mobilitätsstrategie Spiez 2050 – nicht zunehmen. Wird das seit langem diskutierte neue Parkhaus gebaut, sollen im Gegenzug oberirdische Parkfelder aufgehoben werden. Das öffentliche Parkhaus soll nahe beim Standort eines Grossverteilers und nahe am übergeordneten Verkehrsnetz liegen.
Die Erkenntnisse aus der Testplanung werden in der vom Gemeinderat in Auftrag gegebenen Verkehrsstudie Zentrum geprüft und mit der laufenden Revision des Verkehrsrichtplanes abgestimmt. Dabei besteht die Möglichkeit, sowohl kurz- und mittelfristige (5 bis 10 Jahre) als auch langfristige Varianten (15 Jahre) festzulegen.
Viele Gemeinden haben ihr Zentrum oder neuralgische Strassenabschnitte aufgewertet. Einige Beispiele:
Zentrum Köniz: Ein 300 Meter langer Abschnitt der stark befahrenen Schwarzenburgstrasse wurde 2005 zum Ortszentrum mit Tempo 30 und frei querenden Fussgängerinnen und Fussgängern umgestaltet. Die Fussgängerstreifen wurden entfernt, ein zwei Meter breiter Mehrzweckstreifen in der Strassenmitte erleichtert das Queren. Die Verkehrssituation hat sich für alle Verkehrsteilnehmenden deutlich verbessert. Die Unfälle sind um rund ein Drittel zurückgegangen, die Zahl der Verletzten hat um 40 % abgenommen. Die Ortsdurchfahrt mit ihrer auf Koexistenz beruhenden Verkehrskultur gilt heute als Vorzeigebeispiel für «Shared Space» (gemeinsam genutzter Raum). Für die angrenzenden Verkaufsgeschäfte wurde das neue Verkehrsregime zum wirtschaftlichen Erfolg.
Seftigenstrasse in Wabern: Seit der Umgestaltung von 1996/97 teilen sich der Individualverkehr und das Tram eine Fahrspur. Der frei gewordene Raum wurde für Radstreifen und einen Mehrzweckstreifen in der Strassenmitte genutzt. Obwohl es noch Fussgängerstreifen gibt, hat sich das direkte Queren eingebürgert. Die Vorplätze der Gebäude wurden aufgewertet. Trotz Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h liegt heute das durchschnittliche Fahrtempo bei rund 35 km/h. Die Bevölkerung hat die Gesamtsanierung und Neugestaltung der Seftigenstrasse sehr positiv aufgenommen. Nun steht eine sanfte Sanierung an, um die Situation für Velofahrende und Fussgängerinnen und Fussgänger weiter zu verbessern: Geplant sind Tempo 30 im Zentrum von Wabern und Verbesserungen bei den Tram-Haltestellen.
Kalchackerstrasse Bremgarten: 2008 wurde ein Teilstück der Kalchackerstrasse im Ortskern von Bremgarten zur Begegnungszone mit Tempo 20 und Fussgängervortritt umgebaut. Bremgarten erhielt eine Art Piazza. Videoauswertungen haben gezeigt, dass sich alle Verkehrsteilnehmenden in der neuen Situation kooperativ verhalten. Die Bereitschaft der Fahrzeuglenkenden, zugunsten der Schulkinder und der älteren Menschen anzuhalten, hat deutlich zugenommen. Zudem queren die Fussgängerinnen und Fussgänger nun direkt an beliebiger Stelle. Die Tempolimite wird relativ gut eingehalten: 85% der Fahrzeuge fahren langsamer als 29 km/h.
Bernstrasse in Zollikofen: Der Umbau der früher einseitig auf den motorisierten Verkehr ausgerichteten Bernstrasse in den Jahren 1992 bis 1998 war ein Pionierprojekt. Erstmals kam im Kanton Bern das Prinzip «Koexistenz statt Dominanz» zur Anwendung. Dank Verstetigung des Verkehrsflusses mit baulichen Massnahmen und Temporeduktionen nahmen die Lärm- und Luftbelastung stark ab. Der Mehrzweckstreifen, der in Zollikofen Premiere feierte und primär als Warteraum für den linksabbiegenden Verkehr gedacht war, wurde von den Fussgängerinnen und Fussgängern zunehmend dazu genutzt, die Strasse an beliebiger Stelle zu queren. Die Folge: deutlich weniger Stopps und damit eine Reduktion der Schadstoffbelastung um rund einen Viertel. Umgestaltete Geschäfts- und Hausvorplätze im Schatten von neu gepflanzten Bäumen ermöglichten neue Aktivitäten. Anwohnerschaft, Eltern und Kinder empfinden heute die Verkehrsbelastung als wesentlich weniger störend und bedrohlich als vor der Umgestaltung.
Ortsdurchfahrt Münsingen: Die guten Erfahrungen mit der Neugestaltung verkehrsgeplagter Räume ermuntern immer mehr Gemeinden, dem Beispiel zu folgen. Mit der 2023 gestarteten Sanierung der Ortsdurchfahrt Münsingen wird der Strassenraum zugunsten der Fussgängerinnen und Fussgänger und Velofahrenden neu verteilt; auf der gesamten Ortsdurchfahrt entsteht in der Mitte der Fahrbahn ein graues Band, welches das Queren erleichtert und zugleich als Abbiegehilfe für Velos und Autos dient. Künftig gilt Tempo 30.
Im Gespräch für ein neues Parking sind seit längerem verschiedene Standorte: Parking Regez, im Perimeter Zentrumsentwicklung (Mulde) und im Perimeter Neue Mitte im Posthang sowie ausserhalb des Dorfzentrums. Der Standort und die Dimension eines neuen Parkhauses sind sorgfältig abzuklären und im Zusammenhang mit dem gesamten Parkplatzangebot zu beurteilen. Insgesamt soll die Anzahl öffentlicher Parkplätze im Zentrum – im Einklang mit der Mobilitätsstrategie Spiez 2050 – nicht zunehmen. Wird hier ein neues Parkhaus gebaut, sollen im Gegenzug oberirdische Parkfelder aufgehoben werden. So entsteht der nötige Raum, um das Zentrum aufzuwerten. Das öffentliche Parkhaus soll nahe beim Standort eines Grossverteilers und nahe am übergeordneten Verkehrsnetz liegen. Für bestehende private Parkhäuser strebt der Gemeinderat eine Doppelnutzung an; so könnte etwa das Migros-Parking auch an Wochenenden geöffnet sein.
Die Umgestaltung von Oberlandstrasse und Lötschbergplatz war ein Projekt des Kantons Bern und wurde im Sommer 2024 abgeschlossen. Die Arbeiten dienten der Strassensanierung; die Verkehrsführung ist unverändert. Neu gilt für den Lötschbergplatz und die Oberlandstrasse Tempo 30. Für die Aufwertung des Strassenraums der Oberlandstrasse und des Lötschbergplatzes hat der Gemeinderat im Juli 2024 einen Verpflichtungskredit von 181‘000 Franken bewilligt. Ziel ist es, nicht zuletzt mit Blick auf den Klimawandel die Aufenthaltsqualität zu verbessern, die Sicherheit der Trottoirbenutzenden zu erhöhen und dem Wildparkieren vorzubeugen. Das Konzept umfasst folgende Elemente: Blumenschalen, Velobügel, Sitzhocker, Kehrrichteimer, Poller und der Einbau eines versickerungs- und verdunstungsfähigen Belags an bestimmten Orten. Im Rahmen der Verkehrsstudie Zentrum werden weitere Massnahmen geprüft, sowohl kurz- und mittelfristige als auch langfristige Varianten Damit das Trottoir entlang der Kantonsstrasse zu einem freundlicheren Ort wird, diskutiert die Gemeinde zudem mit den privaten Grundeigentümern, wie sich deren angrenzende unbebaute Flächen neu gestalten liessen; Bäume oder entsiegelte Vorplätze könnten wesentlich dazu beitragen, die Aufenthaltsqualität auf dem Trottoir zu verbessern.
Im Abschnitt Kronenkreisel-Bahnhof ist die Seestrasse ist in einem schlechten Zustand, insbesondere der Belag muss bald saniert werden. Zusätzlich ist zu klären, wie die Seestrasse Mitte/Süd (vom Mini-Kreisel bis zur Einmündung Bahnhofstrasse) künftig aussehen und im Detail genutzt werden soll. Die Seestrasse wirkt heute wenig einladend ist, obschon sie als wichtige Touristenachse dient. Im Auftrag des Gemeinderats erarbeitet die Verwaltung ein Betriebs- und Gestaltungskonzept. Dieses wird aufzeigen, wie der ÖV, Langsamverkehr und motorisierte Individualverkehr zu priorisieren sind, welches Temporegime gelten soll und welche Standards für die Gestaltung des Strassenraums (z.B. Bepflanzung, einheitliche Beleuchtung) anzustreben sind. Im Rahmen der Verkehrsstudie Zentrum werden weitere Massnahmen geprüft, sowohl kurz- und mittelfristige als auch langfristige Varianten.